PlatformIO in VSCode – wie du Arduino-Software wie ein Profi entwickelst

Viele starten mit der Arduino-IDE – und das ist auch völlig okay.
Sie ist schnell eingerichtet, einfach zu bedienen und perfekt für erste Projekte.

Aber irgendwann kommst du an den Punkt, wo du denkst:
„Warum wird mein Projekt so unübersichtlich?“
„Wieso ist das so langsam beim Kompilieren?“
„Kann ich nicht mit mehreren Boards oder Libraries arbeiten, ohne Chaos?“

Die Antwort: Ja – mit PlatformIO.

In diesem Beitrag zeige ich dir, was PlatformIO ist, wie es funktioniert, und warum es in Kombination mit VSCode der vielleicht wichtigste Schritt ist, um von der Bastelumgebung zum professionellen Entwicklungsworkflow zu kommen.

Was ist PlatformIO überhaupt?

PlatformIO ist eine moderne Entwicklungsumgebung für eingebettete Systeme – also Mikrocontroller wie Arduino, ESP32, STM32, RP2040 usw.

Es ist:

  • Eine Build-Umgebung

  • Eine Projekt- und Abhängigkeitsverwaltung

  • Ein Paketmanager für Libraries

  • Vollständig integriert in VSCode (oder alternativ CLI-basiert)

Kurz gesagt:
PlatformIO ist das, was professionelle Entwickler benutzen würden – wenn sie Arduino kompatibel bleiben wollen, aber endlich einen sauberen, skalierbaren Workflow brauchen.

Warum nicht einfach bei der Arduino-IDE bleiben?

FeatureArduino-IDEPlatformIO
Mehrere Boards parallelSchwierigEinfach
ProjektstrukturChaotischAufgeräumt
Intellisense / AutocompletionEingeschränktVollwertig
Versionskontrolle (z. B. Git)SchwerEinfach
Library-ManagementManuell & oft messyAutomatisch & deklarativ
KommandozeileKaum nutzbarVoll integriert
Tests / DebuggingFast gar nichtIntegrierbar (z. B. Unit-Tests, Breakpoints)

Wenn du Arduino also „wie ein Profi“ programmieren willst, ist PlatformIO der nächste logische Schritt.

So steigst du um: PlatformIO in VSCode installieren

Schritt 1: VSCode installieren

Gibt’s für Windows, macOS, Linux → https://code.visualstudio.com/

Schritt 2: PlatformIO Extension installieren

  • In VSCode öffnen → Erweiterungen → nach „PlatformIO IDE“ suchen → installieren

  • Danach erscheint links ein neues PlatformIO-Icon (mit dem Alienkopf 👽)

Schritt 3: Neues Projekt anlegen

  • Klicke auf „New Project“

  • Wähle:

    • Board (z. B. Arduino Uno, ESP32, STM32…)

    • Framework (z. B. Arduino oder bare-metal)

    • Speicherort

Tipp: Du kannst jederzeit dein Board ändern oder neue Targets hinzufügen – PlatformIO lädt automatisch das passende Toolchain-Setup!

Was ist anders als bei der Arduino-IDE?

1. Projektstruktur

Deine Projekte haben automatisch:

  • /src/ → dein eigentlicher Code

  • /lib/ → eigene Libraries

  • /include/ → Header-Dateien

  • platformio.ini → zentrale Projektkonfiguration (vergleichbar mit einem Makefile)

Kein Copy-Paste-Chaos mehr – alles ist sauber getrennt.

2. Konfiguration über platformio.ini

Statt kryptischer Einstellungen in der IDE gibt es hier eine Datei, die alles enthält:

[env:uno]
platform = atmelavr
board = uno
framework = arduino
upload_port = COM4
monitor_speed = 9600

Damit kannst du z. B.:

  • Mehrere Boards im selben Projekt definieren

  • Libraries und Build-Flags festlegen

  • Upload-Ports und Monitore einstellen

  • OTA oder Debugging aktivieren

3. Bessere Autocompletion & Code-Qualität

PlatformIO nutzt die IntelliSense-Funktion von VSCode voll aus:
Du bekommst:

  • Saubere Code-Vervollständigung

  • Fehleranzeige schon beim Schreiben

  • Direkte Navigation in Funktionen, Headern & Variablen

Das fühlt sich direkt 10× professioneller an – gerade bei größeren Projekten.

4. Build & Upload per Klick oder Terminal

Du kannst:

  • Mit dem Alienkopf-Button in der Sidebar bauen, flashen, debuggen

  • Oder in der Konsole mit pio run, pio upload, pio monitor arbeiten

Das CLI-Tool pio ist mächtig – du kannst Projekte sogar automatisieren oder per Script bauen lassen.

Warum dieser Umstieg sich wirklich lohnt

Wenn du nur kleine Blinky-Projekte machst, brauchst du PlatformIO vielleicht nicht.

Aber sobald du:

  • mehrere Boards einsetzt

  • Libraries aus dem Internet nutzt

  • Projekte versionieren willst

  • eine größere Codebasis aufbaust

  • deine Projekte mit anderen teilst

  • wirklich verstehen willst, wie Embedded-Entwicklung funktioniert

… ist PlatformIO die Plattform deiner Wahl.

Du bekommst Struktur, Kontrolle, Effizienz – und lernst ganz nebenbei, wie professionelle Entwicklungsumgebungen ticken.

Fazit: Bessere Projekte brauchen bessere Werkzeuge

Wenn du ernsthaft Embedded-Software entwickelst – auch im Arduino-Universum – ist PlatformIO dein nächster logischer Schritt.
Es bringt dir:

  • Ordnung

  • Effizienz

  • Kontrolle

  • Professionalität

Und ganz nebenbei hilft es dir dabei, besser zu verstehen, was du da eigentlich entwickelst.

„Raus aus der Komfortzone der Arduino-IDE – rein in die Welt der echten Entwicklungstools.“

FAQ – Häufige Fragen

Ist PlatformIO für Anfänger geeignet?

Ja – wenn du bereit bist, einmal kurz umzudenken. Die ersten Minuten sind ungewohnt, aber danach wirst du die Arduino-IDE nie wieder vermissen.

Kann ich meine bestehenden Arduino-Projekte weiterverwenden?

Ja. Einfach in /src einfügen und ggf. anpassen (z. B. #include-Pfad). Manche Libraries brauchen andere Namen – das steht aber meist in der Doku.

Welche Boards werden unterstützt?

Zig Hundert – von Arduino über ESP32, STM32, Teensy, RP2040 bis zu ESP8266 und ATtiny. Auch kommerzielle Boards.

Muss ich die Kommandozeile benutzen?

Nein – aber du kannst. Und du solltest, wenn du deinen Workflow automatisieren oder tiefer verstehen willst.